Medienpädagoge Uwe Buermann an der Waldorfschule

© Uwe Buermann

Am Montagabend, 13.01.2020 referierte Uwe Buermann im Festsaal der Schule zu der Fragestellung „Mama, Papa, Alexa? Wer erzieht die Generation Smartphone“. Mit viel Witz schaffte es der aus Berlin angereiste Dozent, ein hochaktuelles und ernstzunehmendes Thema in einem fast zweistündigen Vortrag unterhaltsam zu präsentieren.

Der Bogen, welchen der Medienexperte dabei spannte, war groß. Buermann erinnerte daran, dass es Rudolf Steiner wichtig war, die Technologien, welche man anwende, in den Grundzügen auch zu verstehen. „Diesen Anspruch haben wir verpasst“, meinte Buermann und zeigte in anschaulichen Beispielen auf, wie kausale technische Zusammenhänge nicht mehr hinterfragt, sondern hingenommen werden.

Ein Zusammenhang, so Buermann, besteht  auch zwischen physischer und psychischer Gesundheit und dem Medienkonsum. Eine ergebnisoffene Studie zeige auf, dass die Neigung zu Übergewicht bei Kindern eng mit dem Medienkonsum verknüpft ist und die Gefahr, im Erwachsenalter an Zivilisationskrankheiten wie Bluthochdruck oder Diabetes Typ 2 zu erkranken dadurch exorbitant steigt. Darüber hinaus wurde die Mediensucht inzwischen  von der WHO als Krankheitsbild anerkannt.

Die Aufgabe, Kinder und Jugendliche vor zu großem Medienkonsum, aber auch vor den Gefahren im Netz zu schützen, sieht der Pädagoge weitgehend bei den Eltern. Die „mediale Fürsorgepflicht“ ist in der Schweiz bereits Realität, so Buermann, und wird auch in Deutschland kommen. Eltern müssen wissen, wo ihre Kinder im Netz mit Ihren Smartphones unterwegs sind, appellierte er an die Zuhörer.

Der erste Schritt, seine Kinder medienkompetent zu erziehen, liege jedoch immer im Vorleben der eigenen Gewohnheiten. Auch das Phänomen, dass die Hemmschwelle, freizügige Fotos zu posten, bei Jugendlichen extrem gesunken ist, sieht Buermann in Verbindung zum Verhalten der Eltern: Seit der Einführung der digitalen Kamera wird ständig und überall fotografiert. Eltern verletzen unbewusst die Privatsphäre ihrer Kinder, indem diese in allen Lebenslagen abgelichtet und die Bilder zum Teil auch ins Netz gestellt werden. Wie sehr ein privates Foto schaden kann, werde von den Jugendlichen nicht mehr selbstverständlich erkannt, da Mama und Papa das doch auch tun, so Buermann.

Am Dienstag arbeitete Uwe Buermann zu diesem Thema mit den Schülern der Mittel- und Oberstufe. Eine der Kernaussagen, welche er den Schülern dabei eindringlich mit auf den Weg gab: „Es gibt keine Privatsphäre im Netz!“

Wir danken Herrn Buermann für sein Kommen!