Hausbau-Epoche mit Glocke und wie eine Vision Gestalt annimmt

Am Anfang war die Glocke. Erst als Idee und dank  einer regionalen historischen Baustoffhandlung dann sehr real. Geburtshelfer für die Vision von Klassenlehrerin Silvia Tampe war der Umstand, dass die Schulglocke auf dem Pausenhof nur ein müdes „GrGrGr“ von sich gab und von den spielenden Kindern oft überhört wurde. Natürlich könnte man dieses Problem auch anders lösen, so die Klassenlehrerin, angefangen über Reparatur bis hin zur Handbimmel aus dem Lehrerzimmer. Aber Silvia Tampe führte noch weiter Argumente für das Bauprojekt „Glockenturm“ mit ins Feld. „Ich wollte in der Bauepoche mit meinen Schülern etwas Sinnvolles und Schönes bauen. Und ich wollte einen Turm.“ Außerdem ging es der Pädagogin darum,  den in die Jahre gekommenen Spielbereich auf dem Pausenhof aufzuwerten und das Glockenläuten nach Fertigstellung des Bauprojektes als pädagogisches Konzept mit einem Glockendienst zu belegen. Ein Dienst, der sicher viele Freiwillige findet und doch mit einer Zuverlässigkeit und Ernsthaftigkeit verbunden sein will.

Kurz stand sogar die Idee im Raum, die Glocke zusammen mit einem Glockenbauer aus Schwäbisch Hall selbst zu gießen. Aus finanziellen sowie zeitlichen Gründen entschied sich die Klassenlehrerin dann doch dagegen. „Außerdem gibt es keine Garantie dafür, dass die Glocke beim Erstarren nicht doch reißt, oder dass sie schön klingt!“ Über das Handwerk des Glockenbauers haben die Drittklässler ganz nebenbei trotzdem viel gelernt. „So war der Prozess des Gießens früher eine fast schon heilige Zeremonie“, weiß Silvia Tampe.  Die Glockenbauer verstummten und nahmen, wenn das heiße Metall in die Form floss ehrfurchtsvoll ihre Mützen ab und schwiegen tagelang, bis die Glocke in der Form vollständig erkaltet war.

Seit ca. zwei Wochen herrscht nun emsiges Werkeln auf der Baustelle. Ein Schülervater sorgte bereitwillig für Baugrube, Einschalung und Fundament und bereitete den Boden für die tatkräftigen Neunjährigen. „Ich weiß, dass ich entschlossene Schüler habe und wünsche mir, dass sie echte Handwerker sein dürfen.“

Wer derzeit vormittags über den Pausenhof läuft, sieht die Drittklässler munter werkeln. Mit Lot, Senkblei, Wasserwaage und unter fachkundiger Anleitung wachsen die Ziegelwände des Turmes täglich ein gutes Stück in die Höhe.

Liebe 3. Klasse, wir freuen uns auf euren Glockenturm!